Anstoss zur Reise

TERRA SANCTA TOURS mit Sitz in St.Gallen organisierte eine «Informationsreise» nach Israel/Palästina. Ich wurde vom Geschäftsführer Fredy Christ angefragt, ob ich nicht mitreisen wolle, da es nur wenig Anmeldungen gebe. Es sei Zeit, das Pilgern ins Heilige Land wieder zu pflegen. Ich nahm die Gelegenheit war, in einer Gruppe von 12 Kirchenleuten fünf Tagen eine kompetente Einführung in die heiligen Städten zu erfahren - und ich hängte noch acht Tage an, um selber das Land zu erkunden.

Zum Stichwort Pilgern:

Protestanten ist das Pilgern eher fremd. So ist mir schon gleich am Anfang aufgefallen, wie selbst die palästinensischen Reiseführer vom «Heiligen Land» sprechen. Was ist uns heilig? Was kann es bedeuten, die Orte zu besuchen, wo Jesus geboren wurde, wo er gelebt und gewirkt hat, wo er gekreuzigt und auferstanden und in den Himmel gefahren ist?
Für Muslime gehört die Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islams. Die abrahamitischen Religionen sind bodenständig, die reale Erde ist Ort der Offenbarung. Auch im alten Israel war die Gegenwart Gottes an Orte gebunden. Gott sprach auf dem Horeb zu Moses. Das Extrakt dieser Offenbarung, die 10 Gebote in der Bundeslade, war mit dem Volk unterwegs im Heiligen Zelt, wo Gott sich zeigte. Die Bundeslade kam später in das Allerheilige im Tempel zu Jerusalem. So wurde die Stadt mit dem Tempelberg zum Ort der Gegenwart Gottes. Der Kult wurde zentralisiert. Hier soll angebetet werden. Den ersten Tempel haben die Babylonier zerstört, die Lade ging verloren. Im zweiten Tempel war das Allerheilige leer.
Mit der «Tempelreinigung» gab Jesus ein Zeichen dafür, dass der Ort gefährdet ist. Er sei kein Kaufhaus, sondern ein Ort der Anbetung. Jesus sagte das Ende des Tempels voraus. Bei seiner Verhaftung gab er einen Ausblick auf den neuen Tempel: Brecht diesen Tempel ab, und ich errichte ihn neu in drei Tagen. Er sprach von seinem Leib, dass sein Leben in der Auferstehung zum Ausgangspunkt einer neuen Gegenwart Gottes bei den Menschen wird. Darum ist der Tempelberg für die Christen kein heiliger Ort. Sie besuchen den Ort der Kreuzigung und das Grab - beides lag damals vor der Stadtmauer, inzwischen mitten in der Altstadt Jerusalems. Über Jahrhunderte hat die Christenheit mit Kreuzügen und Diplomatie den Zugang zu den Heiligen Städten zu wahren versucht. Der Ort der Offenbarung Gottes ist jedoch für Christen überall: «Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden» und «Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende» schliesst das Matthäusevangelium.
Und doch ist es erhebend und förderlich für den Glauben und das Verständnis der Evangelien, das «Heilige Land» zu bereisen, zumal die Bibeltexte viele geografische Angaben enthalten. Die biblischen Geschichten werden besser vorstell- und erlebbar, wenn man die Distanzen, die Gegendenden, die Orte, das Klima usw. erfährt.

>>> zurück zur Bilderseite