Naturstimmen – Klangfestival im Toggenburg 30.4. bis 11.5.2008
Vom 30. April bis 11. Mai 2008 fand in Alt St.Johann zum dritten Mal das Klangfestival «Naturstimmen» statt. Geboten wurden Konzerte, Referate und Kurse und Workshops statt - ein vielfältiges Programm, in diesem Jahr zum Thema Naturstimme. Künftig werde ich diese Festival mir vormerken, diesmal habe ich nur den Workshop «Naturjodel und Spiritualität» am Samstagnachmittag vor Pfingsten besucht.
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Die Pfarrer Martin Böhringer (Alt St.Johann) und Christoph Sigrist (Zürich) mit dem Initianten des Klangfestivals Peter Roth |
Pfarrer Christoph Sigrist führt durch den Workshop mit Erzählungen und Überlegungen zu den Harmonien und Rhythmen. |
Schnell hat die grosse Schar ein vierstimmiges Halleluja gelernt. Zum «Grad hebe» können die geübten Jodler frei Improvisieren und Jodeln. |
Grosses Interesse am Jodeln: Die Evangelische Kirche in Alt St.Johann war für den zweieinhalb-stündigen workshop fast voll besetzt. |
Bei der Begrüssung in der voll besetzten evang. Kirche Alt St.Johann erinnerte der Musiker Peter Roth an das Projekt «Klangwelt Toggenburg», zu dem auch der Klangweg und das geplante Klanghaus gehörten. Er hätte sich dafür eingesetzt, dass im Leitbild zu den Begriffen Kultur und Kunst auch jener der Spiritualität komme. Denn gerade mit dem Klangfestival stosse man auf immer essenziellere Themen und lande damit letztendlich bei der Spiritualität.
Wie Klang verbindet
Beim Klangkurs «Naturjodel und Spiritualität» führten Hans-Jakob und Marianne Scherrer in die Technik des Naturjodels und dessen Begleitung «gradhäbe» ein. Der ehemalige Pfarrer von Stein, Christoph Sigrist, übernahm den Part, auf die spirituellen Dimensionen des Klangs hinzuweisen.
Die reiche Erfahrung der beiden Musiker, das Interesse des Publikums und die Akustik des Kirchenraums trugen dazu bei, dass in den zweieinhalb Stunden intensive Klang- und Gemeinschaftserlebnisse möglich wurden. Mit Klängen durch die Vokale u-o-a-e-ü-i wurden die Resonanzen vom Bauch bis zum Kopf geweckt und, wie Sigrist sagte, eigentliche Klangräume aufgebaut, in denen Grenzen aufgehoben sind: zum Nachbarn, zur Gruppe, zum Raum, zu Gott. Diese religionsübergreifende Erfahrung komme im hebräischen Wort «Halleluja» (Gelobt sei Gott) zum Ausdruck. Spiritualität leite sich ab vom Wort Geist, und Geist habe der Mensch bekommen, um damit Gott zu loben.
Halleluja
Ein vierstimmiges Halleluja wurde in kurzer Zeit ohne Noten geübt. «Singt, was ihr hört, nicht was ihr euch vorstellt», sagte Hans-Jakob Scherrer, um die Aufmerksamkeit ganz auf den Klang und die Harmonie des dreiteiligen Halleluja zu lenken – vor allem sollte im Mittelteil die spannungsreiche Septime erlebt werden, welche im dritten Teil wieder aufgelöst wird. Diese Harmonien dienten dann als Boden («gadhäbe») für die solistischen Jodel, zuerst vom Ehepaar Scherrer, dann auch von Workshopteilnehmenden gesungen. Als weiteres Element kam der 12er-Rhythmus des Naturjodels dazu, den Christoph Sigrist aus der Geometrie des Himmlischen Jerusalems abgeleitet hat (Apokalypse 20).
Zuletzt konnte das Erlernte, zu dem auch das Gebet «Üse Vater» gehörte, offenen Herzens und frei betend gesungen werden. Christoph Sigrist sprach von «Hühnerhaut», die bei solchen Klängen über ihn komme – eine Einheitserfahrung, die an keine Konfession gebunden sei.
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